Nachhaltiges Lernen

Nachhaltig lernen!

 

Wir reden viel über Qualität in der Bildung. Doch welche Art von Inhalten sollten Schulen heute vermitteln? Sollte der Lehrplan nicht stärker im Vordergrund der Überlegungen stehen? Diese Frage beantwortet Gaston Ternes in seiner Carte Blanche.

 

Informationen sind überall und sofort verfügbar, sowohl wahr als auch falsch. Deshalb werden in Lernprozessen viele Fähigkeiten wie kritisches Denken, Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität als besonders wichtig erachtet.

 

Aber wie sieht es mit den Inhalten, den Studiengängen an unseren Schulen aus? Sind sie in ihren Zielen und Inhalten ausreichend gepflegt und werden regelmäßig auf ihre Bedeutung und Kohärenz überprüft?

 

Die Qualität der Bildung wird durch einen für junge Menschen sinnvollen Kontext begünstigt. Das sagt die Forschung. Aber was ist die Realität?

Ich habe die aktuellen Kurse konsultiert und war ziemlich überrascht, dass eine Gesamtvision über die Fächer hinaus immer noch völlig fehlte!

Ich könnte eine ganze Reihe von Beispielen nennen. Nehmen wir nur eines: Im gleichen Zeitraum, der vierten Klasse, wird auf Französisch eine Einführung in die Literaturgeschichte anhand des Mittelalters gegeben, auf Deutsch geht es vom Mittelalter bis zum Zeitalter der Aufklärung, in der Geschichte geht es um die Das Zeitalter der Aufklärung und die Französische Revolution, auf Englisch die heutige Welt, in der künstlerischen Ausbildung werden Barock, Klassizismus, Romantik, Realismus und Impressionismus studiert.

 

Und das alles für denselben 16-Jährigen!

 

In der Physik werden Konzepte wie Geschwindigkeit und Beschleunigung in der dritten Klasse verwendet, in der Mathematik jedoch erst ein Jahr später in der zweiten Klasse eingeführt. Diese Inkonsistenz besteht nun schon seit über 40 Jahren!

 

Sicherlich sind die didaktischen Überlegungen einer Disziplin sinnvoll, aber sie reichen nicht aus: Es fehlt ein Gesamtüberblick.

 

Wäre es nicht angemessen, sich pro Studienjahr auf eine gemeinsame Vorgehensweise zu einigen und eine bestimmte Epoche aus der Sicht historischer und gesellschaftlicher Ereignisse, Literatur, Kunst, Architektur, Wissenschaft zu beleuchten?

 

Dieses Thema des nachhaltigen Lernens geht weit über die Initiativen hinaus, die Schulen entwickeln können. Es gilt, die Inhalte und Konzepte festzulegen, die es den jungen Menschen von heute ermöglichen, sich Wissen anzueignen, das ihnen den Erfolg im Erwachsenenleben ermöglicht. Diese Debatte fehlt auf nationaler Ebene, aber auch auf europäischer Ebene. Heute, genau 74 Jahre nach dem 5. Mai 1949, dem Gründungsdatum des Europarats. Es vereint 46 Staaten und eines seiner Hauptziele besteht darin, Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen zu erforschen, zu verhandeln und zu koordinieren. Dieser Rat verfügt über eine Bildungsabteilung und eine Abteilung für Bildungspolitik, deren Aufgabenbereich jedoch nicht über Veröffentlichungen zu Unterthemen hinausgeht.

 

Was für eine Schande!

Für mehr Chancengleichheit in der Schule schauen Sie sich die Beförderungskriterien an

Für mehr Chancengleichheit in der Schule schauen Sie sich die Beförderungskriterien an!

 

Mehrere internationale Studien zeigen, wie wichtig der Einfluss des sozio-professionellen Umfelds junger Menschen auf ihren akademischen Erfolg ist. Und wenn wir über akademischen Erfolg sprechen, kommen automatisch Beförderungskriterien ins Spiel. Gaston Ternes, ehemaliger Schulleiter und heute Experte für das Netzwerk Europäische Schulen, geht in seinem Freibrief auf dieses Thema ein.

 

Die Verzögerung einer Schullaufbahn, die sich über ein Jahr erstreckt, ist nicht nur katastrophal für das Selbstbewusstsein des Jugendlichen, sondern hat auch unmittelbare Folgen für die Leistungsfähigkeit des gesamten Schulsystems. Dennoch sind Klassenwiederholungen immer noch eine Realität, in Luxemburg ist sie mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der OECD-Länder.

 

Darüber hinaus werden Nachholprüfungen, deren Ziel die Beförderung ist, im sogenannten „Feriendienst“ organisiert. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Dateien, die Einfluss auf die Abschlussnote haben, von qualifizierten Personen begleitet werden. Familien, die es sich nicht leisten können, sind im Nachteil. Eine Frage: Haben Kinder, die das Schuljahr aus verschiedenen Gründen verpasst haben, nicht genauso viel Urlaub verdient wie diejenigen, die die Schulanforderungen gemeistert haben?

 

Eine Mehrheit der Lehrer ist gegen eine Klassenwiederholung. Allerdings sind sie auch gegen eine automatische Beförderung, wie die aktuelle Diskussion darüber in der unteren Allgemeinbildung zeigt. Wie können wir Studierende mit Studienschwierigkeiten am besten unterstützen?

 

Die Lösung lässt sich als „integrierte Bildungsförderung“ bezeichnen. Dabei ist zu beachten, dass es sich hierbei um eine gezielte, also unbedingt differenzierte, an die individuellen Bedürfnisse des Jugendlichen während der Regelschulzeit angepasste Förderung handelt.

 

Eine solche Initiative erfordert mehrere Phasen: eine Diagnose mit allen betroffenen Stakeholdern, die Entwicklung eines individuellen Projekts und eine regelmäßige Bewertung der Arbeit.

 

Dies kann nicht einfach auf das reguläre Lehrpersonal übertragen werden, sondern muss von Fachpädagogen und Fachdidaktikern entwickelt werden, die den Lehrer unterstützen. Dies ist ein wesentliches Kriterium für den Erfolg des Prozesses. Die Differenzierung in der Lehre würde anhand von Anwendungsübungen erfolgen. Co-Teaching, sukzessive oder gleichzeitige Differenzierung, die Aufteilung der Gruppen nach Bedarf oder Niveau sind laut dem französischen Bildungswissenschaftler Philippe Meirieu diesbezüglich interessante Strategien.

 

Der Student absolviert die gleichen Tests wie die anderen Studenten. Dieser Punkt ist wichtig, da summative Evaluationen es ermöglichen, das Niveau des Jugendlichen in Relation zum Klassendurchschnitt zu setzen.

 

Nur bei großen Unterschieden sollten Schule, Eltern und Jugendliche über eine den Begabungen des Jugendlichen besser entsprechende Neuorientierung nachdenken.

 

Das Thema Förderung ist unerlässlich, wenn wir einen weiteren Schritt hin zu einer gerechteren und effizienteren Schule machen wollen. Eine Mission, die direkt nach den Wahlen beginnen soll, also ab dem 9. Oktober!

 

Unser Land braucht qualifizierte Handwerker! – Carte blanche ab 25. November 2022 auf RTL

Es ist eine Bestätigung, dass heute jeder mit beiden Händen unterschreibt, hier im Land und auch im Ausland. Aber es kommt kaum über diese Beobachtung hinaus. Wie kann praxisnaher Unterricht gefördert werden? Welche Prioritäten sollten bei Schulreformen gesetzt werden? Dieser Frage geht Gaston Ternes heute in seinem Freibrief nach.

 

Ja, unser Land braucht qualifizierte Handwerker! Dies ist ein akutes und weit verbreitetes Problem im In- und Ausland. Unternehmen haben einen massiven Mangel an qualifiziertem Personal. Dabei fällt mir der berühmte Ausspruch des amerikanischen Forschers Michael Huberman ein: „Alles ist gesagt, alles muss noch getan werden.“

An Schulen gibt es Initiativen, um jungen Menschen Handwerk und Unternehmertum näher zu bringen. Dabei handelt es sich aber weiterhin um vereinzelte Initiativen wie Praktika, Berufsinformationstage, betriebliche Interventionen im Unterricht. Allerdings mangelt es an Kontinuität.

Eine Aufwertung der praktischen Ausbildung ist meiner Meinung nach an 3 Voraussetzungen geknüpft:

Erstens sollte die Wahl der Berufsfächer nicht auf der Grundlage von Misserfolgen in Sprachen und Mathematik erfolgen. Deshalb brauchen wir „Schulen für alle Schüler“. „Inklusion“ ist das Schlüsselwort, nicht „Segmentierung“ oder frühe Spezialisierung. Gleichzeitig bedeutet dies eine Aufwertung der Berufsausbildung: Wäre es nicht wichtig, den Studierenden Fächer in den Bereichen Kultur, Kunst und Soziales anzubieten?

Zweitens sollte jedem Schüler von der Grundschule bis zum Ende der Sekundarstufe ein breites Angebot an „praxisnahem“ Unterricht zur Verfügung stehen, um sein Talent und seine Lust von Anfang an testen zu können. Schließlich und vor allem auch, um die Gesten und das Know-how zu erlernen, die wir täglich brauchen, sei es im Privat- oder Berufsleben.

Drittens sollte der absurde Gegensatz zwischen „manuell“ und „intellektuell“ sofort beendet werden. Heutzutage muss ein Landwirt verstehen, wie das Ökosystem funktioniert, und ich vertraue einem Chirurgen nur, wenn ich sicher bin, dass er auch gut in der Handarbeit ist! Absurd ist auch die Hierarchie, die in den Köpfen der Menschen zwischen verschiedenen handwerklichen Spezialitäten herrscht. Was auch immer die Spezialität ist, am Ende kommt es auf die Qualität der Ausführung an!

Deshalb ist es wichtig, jedem Kind, jedem Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, wirklich in die handwerkliche Tätigkeit einzutauchen.

Es ist lobenswert, dass die UNESCO in ihrem GEQAF-Programm „General Education System Quality Analysis/Diagnosis Framework“ diese Frage eines angepassten Lehrplans kürzlich zu einem zentralen Thema gemacht hat. Es gibt gute Gründe zu der Annahme, dass hier die Antworten auf die Bildungskrise liegen.

Innovation Journal: Interview mit Gaston Ternes

Innovationsjournal: Interview mit Gaston TERNES, Direktorin der Pathfinder-Schule Lycée Aline Mayrisch LUXEMBURG

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