Das Thema Freiwilligenarbeit wird in den letzten Jahren sowohl national als auch international zunehmend dokumentiert. Weltweit ist zu beobachten, dass die Bereitschaft zur Freiwilligenarbeit abnimmt. Wie sieht es in Luxemburg mit der Freiwilligenarbeit aus? Hier kommt Gaston Ternes mit dieser „Carte blanche“ ins Spiel.
Die aktuelle Regierungsvereinbarung enthält zwei Seiten über einen Aktionsplan für Freiwilligenarbeit. Das ist gut! Tatsache ist, dass die Freiwilligenarbeit in allen Ländern zurückgeht. In den USA beispielsweise berichtet das Bureau of Labor Statistics, dass die Quote von 29 % im Jahr 2005 auf 23 % nach COVID gesunken ist. Für Luxemburg bestätigte das Statec im September dieses Jahres, dass 35 % der Einwohner Freiwilligenarbeit leisten.
Freiwilligenarbeit hat eine Komponente, die wichtiger ist als die Aufrechterhaltung grundlegender Dienstleistungen für die Gemeinschaft und die Organisation von Aktivitäten. Es gibt eine statistisch signifikante positive Korrelation zwischen sozialem Zusammenhalt und der Bereitschaft der Menschen, sich freiwillig zu engagieren. Mit anderen Worten: Mehr Freiwilligenarbeit bedeutet mehr Demokratie.
Dies sollte im Zusammenhang mit der jüngsten POLINDEX-Studie 2024 beachtet werden. Sie zeigt eine deutliche Veränderung in unserer Gesellschaft. Seit 2018 ist diese zunehmend materialistisch geworden. „Selbst ein technokratisches, autoritäres Regime wäre in Ordnung, solange die Politik mir persönlich nützt“, fasst Professor Poirier von der Universität Luxemburg zusammen. Wohltätigkeit kann eine treibende Kraft für eine besser funktionierende Demokratie sein. Sie lehrt die richtigen Einstellungen und Verhaltensweisen: Respekt für andere, Gleichberechtigung, Übernahme von Verantwortung.
Wie können wir die Freiwilligentätigkeit sichtbarer machen? Das ruandische Modell „Umuganda“ lässt sich nicht eins zu eins auf unsere Verhältnisse übertragen. „Umuganda“ ist staatlich organisiert, nicht freiwillig. Aber wir können von der Idee lernen. „Umuganda“, aus dem Kinyarwanda ins Deutsche übersetzt, bedeutet „zusammenkommen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen“. Einmal im Monat engagieren sich die Menschen in Ruanda für gemeinnützige Arbeit in ihrem Bezirk.
Warum sollte man diese Idee nicht am 5. Dezember, dem Internationalen Tag der Freiwilligenarbeit, in Luxemburg einführen? Wäre das nicht ein hervorragender Tag für gemeinsame Aktivitäten, für die Einbeziehung von Schulen und Vereinen? Auf diese Weise könnten wir die Freiwilligenarbeit fest in unserer Gesellschaft verankern. Gabriela Civico, Direktorin des Centre for European Volunteering, bringt es auf den Punkt: „Freiwilligenarbeit ist kein neues Thema, aber wir wollen, dass es in der Prioritätenliste einen besseren Platz erhält.“ Hoffentlich wurde durch diese 2 Minuten 30 deutlich, dass sie Recht hat.