Carte blanche vom 31.05.2024 – Unsere Gesellschaft bricht zusammen, … und niemand scheint es zu merken?

Unsere Gesellschaft bricht zusammen... und niemand merkt es?

Unser Alltag ist zunehmend von Intoleranz, voreiligen Urteilen, Fake News und verbalen Angriffen geprägt. Soziale Netzwerke sind dafür ein alltägliches Beispiel. Keine Altersgruppe bleibt verschont. Hinzu kommen Hektik, Stress und finanzielle Sorgen. Entgleist unsere gesamte Gesellschaft ... und niemand bemerkt es? Welche Rolle spielt die Politik? Diese Frage beantwortet Gaston Ternes in seiner Carte Blanche.

 

Das heutige Thema ist nicht spezifisch luxemburgisch, es betrifft unsere sogenannte „westliche“ Gesellschaft, die Art und Weise unseres Zusammenlebens, die Art und Weise, wie die Politik sie begleitet. Ich werde aus einer Palette zwei sehr extreme Beispiele dafür auswählen, wie die Politik im ersten Fall reguliert, im zweiten kapituliert!

 

Großbritannien hat gerade ein Gesetz zur Abschiebung von Asylsuchenden nach Ruanda verabschiedet. Vor zwei Jahren nannte Charles III., damals noch Prinz von Wales, den Gesetzentwurf eine „schreckliche Idee“. Er unterzeichnete das Gesetz Ende April dieses Jahres als König.

 

Wir sind irritiert darüber, dass es auch innerhalb der europäischen Gemeinschaft Stimmen gibt, die diese menschenverachtende Lösung akzeptieren. Vor einer Woche lobte der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer dieses britische „Ruanda-Modell“! Wie können Menschen, die angeblich demokratische Werte vertreten, solch menschenverachtende Entscheidungen treffen? Kein Befürworter dieser Idee interessiert sich für die Situation in Ruanda selbst, da dieses Land mit einem eigenen Flüchtlingsproblem konfrontiert ist. Hunderttausende ruandische Flüchtlinge wollen seit Jahren in ihr Herkunftsland zurückkehren. Niemand spricht über die dramatische Arbeitslosenquote in Ruanda.

 

Lassen Sie uns ein weiteres, ganz anderes Beispiel als das erste nennen: Die psychische Gesundheit vieler Kinder und Jugendlicher in Westeuropa ist nicht gut. Die Aufregung der Kinder hallt im ganzen Klassenzimmer wider. In der Schule seien immer mehr „konkrete Maßnahmen“ notwendig, um Kinder bei Fehlverhalten zu unterstützen. Ich empfinde diese Maßnahmen als Pflaster, ohne auf die wahren Ursachen einzugehen.

 

Das Durchschnittsalter, in dem Kinder zum ersten Mal pornografischen Bildern ausgesetzt sind, liegt mittlerweile bei 10 Jahren! Der Zugriff auf extrem gewalttätige Videoclips und Filme ist unbegrenzt. Allzu schnell werden Kinder mit sozialen Netzwerken konfrontiert, die sie der Diktatur der Blicke anderer und destruktiver Kritik aussetzen. Hier gilt die Richtlinie „keine Abonnements“. Es regelt nicht.

Im Laufe der Jahrzehnte haben Regierungen systematisch menschliche Werte hinter wirtschaftliche Interessen gestellt. Sie haben die Augen vor dem Kollateralschaden verschlossen. „Wirtschaftliches Wachstum geht mit einem intellektuellen, kulturellen, psychologischen und spirituellen Zusammenbruch einher“, schreibt der französische Autor Laurent Gounelle völlig zu Recht in seinem jüngsten Werk „Le reveil“. Wann werden wir aufwachen, wann werden die Politiker aufwachen und sich wieder ihrem Kerngeschäft widmen?

„Polis“, aus dem Altgriechischen, im Sinne von Gestaltung und Regelung des harmonischen Zusammenlebens, kollektives Bewusstsein!

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