Wie viel Geld braucht ein junger Mensch in Luxemburg, um selbstständig zu leben – Brief an einen jungen Selbstständigen (Freibrief vom 8. Juli 2022 auf RTL)

Wie viel Geld braucht ein junger Mensch, um in Luxemburg selbstständig leben zu können? Brief an einen jungen Unabhängigen.

Wir schreiben und reden seit 30 Jahren über den „Mittelklasse-Aufschwung“. Aber es passierte nichts, außer vielleicht in die falsche Richtung: Der Beitragssatz für den Gesundheitsfonds wurde erhöht und die Steuertarife wurden nicht mehr an die Inflation angepasst. Es sind junge Menschen mit unabhängigem Status, die sich am meisten Sorgen machen. In diesem Freibrief stellt Gaston Ternes eine Berechnung an, die jeden Politiker zum Handeln motivieren sollte.

 

Sie sind jung und haben sich nach einem Masterstudium im Ausland – ganz im Sinne der klar formulierten Wünsche der Politik – für den Status eines Unabhängigen entschieden. Nach drei Jahren können Sie nun ein Bruttojahresgehalt von 45.000 Euro bzw. 3.750 Euro im Monat beanspruchen. Sie gehören also zur Mittelschicht in Luxemburg!

Sie müssen auf Ihr Gehalt, für Rente, Krankenversicherung, Langzeitversicherung und Unfall Sozialbeiträge zahlen, jeweils bis zu 24.631 TP3T oder 924 Euro pro Monat.

Sie haben also noch 2.826 Euro pro Monat übrig, oder auch nicht…

Sie müssen Steuern zahlen. In Ihrem Fall 5.226 Euro pro Jahr und 2,5 % oder 365 Euro Beitrag zum Beschäftigungsfonds. Insgesamt also 5.591 Euro pro Jahr bzw. 466 Euro pro Monat. Wussten Sie, dass der Steuertarif so gestaffelt ist, dass der Grenzsteuersatz bei 45.000 Euro bereits praktisch am Maximum liegt?

Sie haben also noch 2.360 Euro im Monat übrig, oder auch nicht…

Aufgrund Ihres Universitätsstudiums müssen Sie in den ersten zehn Jahren monatlich 640 Euro an Ihre Bank für ein Darlehen zurückzahlen, das Ihnen der Staat zur Verfügung gestellt hat.

Ihnen bleiben also 1.720 Euro pro Monat übrig, oder auch nicht…

Für Ihre Unterkunft zahlen Sie 1.250 Euro Miete und 250 Euro Nebenkosten, was für Luxemburger Verhältnisse eher moderat ist.

Ihnen bleiben also monatlich 220 Euro zum Leben übrig.

Die Idee, für Ihre Geschäftsreisen ein Auto zu nutzen, kommt aus offensichtlichen Gründen nicht in Frage. Sie müssen Verträge ablehnen, da es Ihnen nicht möglich ist, in angemessener Zeit von Punkt A nach Punkt B zu gelangen.

Für Essen und Trinken stehen Ihnen pro Tag noch 18 Euro zur Verfügung! An eine Zusatzversicherung bei der Arbeitgebergenossenschaft – mit einem Mindestbeitrag von 1,131 TP3T auf Ihr Bruttogehalt – ist nicht zu denken, damit Sie nicht erst ab dem 77. Tag bei Krankheit oder „Unfall“ entschädigt werden!

Liebe junge Unabhängige! Ich träume davon, dass wir Stellvertreter haben, die schnell einfühlsam und aktiv auf Ihre Situation eingehen. Hier ist eine mögliche Lösung: Die in den ersten zehn Jahren gezahlten Sozialversicherungsbeiträge und Steuern würden nur auf 50% Ihres Bruttoeinkommens berechnet. Diesmal wäre der Grund nicht derselbe wie bei den Abgeordneten, sondern eine Entschädigung, damit Sie in unserem Land anständig leben können.

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