Unser Land braucht qualifizierte Handwerker! – Carte blanche ab 25. November 2022 auf RTL

Es ist eine Bestätigung, dass heute jeder mit beiden Händen unterschreibt, hier im Land und auch im Ausland. Aber es kommt kaum über diese Beobachtung hinaus. Wie kann praxisnaher Unterricht gefördert werden? Welche Prioritäten sollten bei Schulreformen gesetzt werden? Dieser Frage geht Gaston Ternes heute in seinem Freibrief nach.

 

Ja, unser Land braucht qualifizierte Handwerker! Dies ist ein akutes und weit verbreitetes Problem im In- und Ausland. Unternehmen haben einen massiven Mangel an qualifiziertem Personal. Dabei fällt mir der berühmte Ausspruch des amerikanischen Forschers Michael Huberman ein: „Alles ist gesagt, alles muss noch getan werden.“

An Schulen gibt es Initiativen, um jungen Menschen Handwerk und Unternehmertum näher zu bringen. Dabei handelt es sich aber weiterhin um vereinzelte Initiativen wie Praktika, Berufsinformationstage, betriebliche Interventionen im Unterricht. Allerdings mangelt es an Kontinuität.

Eine Aufwertung der praktischen Ausbildung ist meiner Meinung nach an 3 Voraussetzungen geknüpft:

Erstens sollte die Wahl der Berufsfächer nicht auf der Grundlage von Misserfolgen in Sprachen und Mathematik erfolgen. Deshalb brauchen wir „Schulen für alle Schüler“. „Inklusion“ ist das Schlüsselwort, nicht „Segmentierung“ oder frühe Spezialisierung. Gleichzeitig bedeutet dies eine Aufwertung der Berufsausbildung: Wäre es nicht wichtig, den Studierenden Fächer in den Bereichen Kultur, Kunst und Soziales anzubieten?

Zweitens sollte jedem Schüler von der Grundschule bis zum Ende der Sekundarstufe ein breites Angebot an „praxisnahem“ Unterricht zur Verfügung stehen, um sein Talent und seine Lust von Anfang an testen zu können. Schließlich und vor allem auch, um die Gesten und das Know-how zu erlernen, die wir täglich brauchen, sei es im Privat- oder Berufsleben.

Drittens sollte der absurde Gegensatz zwischen „manuell“ und „intellektuell“ sofort beendet werden. Heutzutage muss ein Landwirt verstehen, wie das Ökosystem funktioniert, und ich vertraue einem Chirurgen nur, wenn ich sicher bin, dass er auch gut in der Handarbeit ist! Absurd ist auch die Hierarchie, die in den Köpfen der Menschen zwischen verschiedenen handwerklichen Spezialitäten herrscht. Was auch immer die Spezialität ist, am Ende kommt es auf die Qualität der Ausführung an!

Deshalb ist es wichtig, jedem Kind, jedem Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, wirklich in die handwerkliche Tätigkeit einzutauchen.

Es ist lobenswert, dass die UNESCO in ihrem GEQAF-Programm „General Education System Quality Analysis/Diagnosis Framework“ diese Frage eines angepassten Lehrplans kürzlich zu einem zentralen Thema gemacht hat. Es gibt gute Gründe zu der Annahme, dass hier die Antworten auf die Bildungskrise liegen.

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